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 Projektgruppe Sprachen  [Übersicht]

     Integrationspolitik & Sprache

       Muttersprachlicher Unterricht Studien, die behaupten, dass das Erlernen der Muttersprache bei Kindern günstig für das Erlernen der Sprache des Gastlandes ist, wurden wegen des aufkommenden ausländerfeindlichen Wahlkampfes heiß diskutiert.

      Dabei verfälscht das allgemeines Sprachtalent bzw. die intellektuelle Betreuung in der kindlichen Umgebung die Ergebnisse: Kinder, die talentierter bzw. besser sprachlich begleitet werden, lernen besser Deutsch, aber meist auch besser die Muttersprache. Daraus zu folgern, dass sie besser Deutsch lernen, weil sie besser die Muttersprache lernen, ist fragwürdig. Die Erfahrungen in Kanada, das kürzlich von den GRÜNEN als Beispiel einer erfolgreichen Einwanderungspolitik zitiert wurde, sind umgekehrt: Wenn Kinder von Anbeginn gut Englisch lernen, sind sie erfolgreicher als die ansässigen Kanadier. In Kanada gibt es keinen muttersprachlichen Unterricht, was bewirkt, dass bei im Ausland geborenen Kindern im Alter von 15 - 16 Jahren nur 3% sehr schlecht beim PISA-Test abschneiden, verglichen mit 2 Prozent der Einheimischen, bei der 2. Generation gar nur 1% (in Österreich sind es in beiden Kategorien 19 %). Das kann auch nicht mit der Herkunft der Einwanderer erklärt werden, denn dies gilt z.B. auch für die Kurden in Kanada.
      Grünen-Chef Van der Bellen räumte ein, dass es Studien gibt, die den muttersprachlichen Unterricht kritischer sehen.
      Einige Berichte unterstreichen die Studien, wonach das Erlernen verwandter Sprachen nützlicher für spätere Deutschkenntnisse ist als dasjenige von nicht verwandten Sprachen.
      So hat eine oberösterreichische Künstlerin, die mit Roma in der Türkei arbeitet, erzählt, dass man im Türkischen viele Sachen ausdrücken kann, die im Deutschen nicht möglich sind. Ebenfalls in diesem Zusammenhang ist die Entdeckung interessant, dass es eine Sprache gibt, die die räumliche Zuordnung der Zeit gegenüber unserem Begriff auf den Kopf stellt: Die Vergangenheit wird dabei mit 'vorne' assoziiert. Also nicht 'rückblickend', sondern 'vorausblickend'. Sowas gibt es auch bei verwandten Sprachen, aber in weitaus geringerem Ausmaß. So weicht die Vorstellung des Plural im englischen in Zusammenhang mit verbundenen, paarweisen Gegenständen vom deutschen Gebrauch ab (trouthers, scissors, scales). In manchen indoeuropäischen Sprachen gibt es ja nach wie vor die 'Zweizahl' für derartige Fälle, die im Deutschen und Englischen verschwunden ist.