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 Energiebasteln  [Übersicht]

     Focus-Artikel Beiträge zu Energie-Themen aus unserer Vereinszeitschrift 'focus'

        - Ölpreis-Vorhersagen
      - Indonesische Geothermie
      - Oberösterreichischer Schwindel
      - Chinesische Kohle
      etc.


      Treibhausgase und chinesische Kohlekraftwerke
      Anfang 2016 hat die chinesische Regierung nach Angaben von Greenpeace die Provinzen angewiesen, keine Genehmigungen für neue Kohlekraftwerke mehr zu erteilen. Was nach einer Maßnahme für den kampf gegen den Klimawandel klingt, ist allerdings das genaue Gegenteil: Wie erinnerlich, haben wir i8n einer Analyse zu den Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Solaranlagen in China 2010 darauf hingewiesen, dass der durchschnittliche Wirkungsgrad chinesischer Kohlekraftwerke damals nur 35 % betrug und viele alte Anlagen unter 30% Wirkungsgrand hatten. Dass die chinesischen CO2-Emissionen in den vergangenen zwei Jahren rückläufig waren, ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass eine große Zahl neuer, effizienterer Kohlekraftwerke ans Netz gegangen ist und dafür wegen der abgekühlten Wirtschaftsdynamik alte Anlagen abgeschaltet wurden. Wenn keine effizienteren Kraftwerke mehr gebaut werden dürfen, heißt das natürlich zugleich, dass keine alten Dreckschleudern mehr abgeschaltet werden. Das ist auch das eigentliche Ziel der chinesischen Politik: In einer Zeit schwachen Wirtschaftswachstums möchte die chinesische Zentralregierung die Jobs im Kohlebergbau sichern, indem sie sicherstellt, dass der durchschnittliche Wirkungsgrad der Kohlekraftwerke nicht weiter steigt. Das ist zwar wirtschaftspolitisch unsinnig, aber allemal sinnvoll, um soziale Unruhen, die die Macht der Kommunistischen Partei gefährden, zu verhindern. Man muss daher damit rechnen, dass in zwei bis drei Jahren die chinesischen Treibhausgasemissionen wieder kräüftig steigen.
      - Ölpreise: In focus 102 sagten wir voraus, dass die Prognosen von künftigen Ölpreisen über 200 Dollar Schwachsinn sind. Tatsächlich ist genau dies eingetroffen: Die Ölpreise sind auf bis zu 43 Dollar/Barrel gefallen (Vorhersage des kurdischen Energie-Instituts 60 - 80$, Saudi-Arabien nannte kürzlich ein Kursziel von 75$). In diesem Zusammenhang sei auf eine kuriose Meldung vom 2. August hingewiesen. Damals hatte der Ölpreis bereits 23 $ auf 123 $ verloren. Dazu meinte dann ein Hypo Vorarlberg-Analyst, der Ölpreis sei jetzt an der Untergrenze. Als kurz darauf der Ölpreis gegen 100 $ ging, meinten die Experten, dies sei die Untergrenze, weil die OPEC keinen weiteren Verfall dulden werde. Im September sah der Linzer Universitätsprofessor Friedrich Schneider einen durchschnittlichen Ölpreis für 2008 von 120 Euro und hielt für 2009 200 Euro für realistisch. Das Ergebnis ist bekannt.
      - LED-Beleuchtung: Eine andere Vorhersage unserer Energiegruppe ist ebenfalls eingetreten: Die neuen superhellen LEDs sind tatsächlich zur Standard-Lichtquelle in Gebieten ohne elektrische Infrastruktur geworden. Unsere Exkursion in die Regenwälder Zentralsulawesis zeigten, dass in Dörfern der indigenen Bevölkerung, die mehrere Tagesmärsche vom nächsten ans Stromnetz angeschlossenen Ort liegen, heute LED-Taschenlampen zur Standard-Ausrüstung gehören.
      - Energie-Alternativen im Regenwald: Die erwähnte Exkursion veranlasste uns auch, einige Überlegungen zu Energiealternativen für derartige Regenwald-Gebiete anzustellen. Der Transport von Diesel ist eine Qual, da die Regenwald-Pfade meist nur zu Fuß bewältigt werden können, selbst für Lasttiere ist das Terrain zu schwierig (wir mußten fallweise an Luftwurzeln hängend am Abgrund entlangklettern). Eine lokal reichlich verfügbare Energiequelle ist Biomasse, die daher auch zum Kochen verwendet wird. In den Städten wird derzeit vor allem Holzkohle verwendet, die Vorteile hat, insbesondere die geringe Rauchentwicklung. Die traditionellen Herde in den Dörfern tragen der Tatsache Rechnung, dass das Holz recht feucht ist: Es werden daher lange Scheite langsam zur Mitte hin, wo das Feuer brennt, geschoben. Aus diese Weise hat das Holz Gelegenheit, zu trocknen, bis es in den Bereich des Feuers gelangt. Dies ist allerdings sehr ineffizient.
      - Einige der Orte verwenden Autobatterien, um ein Funknetz zu betreiben. Da Autobatterien eigentlich nicht für diesen Zweck konzipiert sind, haben wir ihnen Informationen über spezielle Bleibatterien für diesen Zweck, z.B. Solarbatterien, Bootsbatterien oder Notstrom-Batterien übermittelt.
      - Indonesien ist bekannlich ein Land mit starkem Vulkanismus, hat aber zugleich jüngst die Absicht geäußert, Atomkraftwerke zu errichten. Da die Böden auf Inseln mit starkem Vulkanismus fruchtbarer sind, leben dort auch mehr Menschen, was ideal ist, da solcherart das geothermische Energieangebot dort konzentriert ist, wo auch der Energieverbrauch am höchsten ist. Erstaunlicherweise gibt es, anders als etwa auf den Philipinen, sehr wenige Daten über das Potential. Alleine die wenigen untersuchten Regionen hätten jedoch ein Potential von 9 GW elektrischer Leistung. Man denke nur an die unabsichtliche Geothermie-Bohrung bei Sidoarjo, wo seither täglich 150.000 Kubikmeter kochender Schlamm austreten. Das entspricht bei einem 25%igen Wirkungsgrad 200 MW elektrischer Leistung. Dabei ist noch keine einzige unterseeische heiße Quelle berücksichtigt.
      - Das Land OÖ beschönigte kürzlich (siehe z.B. Landeskorrespondenz vom 5.12.) die Rolle Oberösterreichs bei der Emission von Treibhausgasen. So wird behauptet, die Emissionen aus privater Raumheizung seien zwischen 1990 und 2006 um 21,2% gefallen. Tatsächlich ist dies ein Effekt des wesentlich wärmeren Winters 2006 (speziell der Herbst 2006 ist wegen einer Häufung von Hitzerekorden in die Geschichte eingegangen). Es wird auch behauptet, dass Oberösterreich 'trotz' hohem Industrieanteil in diesem Zeitraum geringere Zunahmen verzeichnet hätte, als die übrigen Bundesländer. Tatsächlich ist dies gerade wegen des hohen Industrieanteils so. Da die Industrie aus Kostengründen jede Effizienzverbesserung wahrnimmt, verringern die hohen industriellen Emissionen in Oberösterreich im Jahr 1990 den Effekt der exorbitant zunehmenden Emissionen aus dem Verkehrssektor. Es ist also keineswegs vorbildliche oberösterreichische Politik, sondern schlicht die Tücke des Zufalls