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     Zentral-Sulawesi Im Herbst 2008 haben wir den Regenwald im östlichen Zentralsulawesi besucht. Jetzt machen wir ein Projekt zur Unterstützung der Tau Ta'a, einem der letzten Regenwald-Völker Indonesiens, das seine ursprüngliche Lebensweise erhalten konnte.

        Bücherflohmarkt für die Regenwald-Schulen der Tau Ta'a

      Die Tau Ta'a (in der Literatur auch als 'Wana' bezeichnet) sind eines der letzten Regenwald-Völker in Indonesien, das seine ursprüngliche Lebensweise erhalten konnte. Ihre Heimat ist das Bergland im östlichen Teil der Provinz Zentralsulawesi, südöstlich der Hafenstadt Ampana. Dieses Gebiet ist sehr abgelegen und auch heute noch rund 3 Tagesreisen von Palu, der Hauptstadt Zentral-Sulawesis, entfernt. Sie widerstanden zahlreichen Versuchen der niederländischen Kolonialherren und später der indonesischen Regierung, sie zwangsweise aus dem gebirgigen Inneren der Insel Sulawesi (früher bekannt als Celebes) an die Küste umzusiedeln.
      Seit einigen Jahren gibt es aber eine neue Bedrohung für die Tau Ta'a: Die Regierung in Jakarta hat von der dichtbesiedelten Hauptinsel Java einige hundert Familien in die Nähe der Dörfer der Tau Ta'a umgesiedelt. Die Regierung in Indonesien vertritt, so wie die kemalistischen Staatsterroristen in der Türkei, in dem Vielvölkerstaat eine Ideologie der Homogenisierung, um ein Auseinanderfallen zu verhindern. Für die indigenen Völker heißt dies, dass sie 'zivilisiert' werden sollen, indem man ihren Lebensraum vernichtet und sie dann gezwungen sind, in die Slums der Großstädte umzusiedeln. Durch die Ansiedelung von Javanesen in der Nachbarschaft der Tau Ta'a wurde dieses Ziel teilweise erreicht: Die Neuankömmlinge vernichteten nicht nur zehntausende Kaffestäucher, die die Tau Ta'a gepflanzt hatten, sondern auch tausende Obst- und Nussbäume, Kakao-Sträucher und Palmen, die die Grundlage der Wirtschaft der Tau Ta'a bildeten. Schlimmer noch: Da die javanesischen Siedler selbst Schweirigkeiten haben, in diesem entlegenen Gebiet zu überleben, dringen sie immer wieder in die Regenwälder der Tau Ta'a ein und stehlen dort Damar-Harz und Rattan.
      In dieser verzweifelten Situation ist YMP, eine NGO in Palu, der Hauptstadt Zentral-Sulawesis, auf die Tau Ta'a aufmerksam geworden und versucht die Tau Ta'a bei der Verteidigung ihrer Landrechte zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur darum, den Tau Ta'a anerkannte Landtitel zu sichern, damit diese die Raubzüge der javanesischen Siedler unterbinden können, sondern zum Beispiel auch darum, zu verhindern, dass der Staat forstwirtschaftliche Widmungen des Regenwaldes ohne Berücksichtigung der traditionellen Nutzung durch die Tau Ta'a festschreibt. Durch den dramatischen Anstieg der Rohstoffpreise in den vergangenen Jahren entsteht auch die Gefahr, dass Explorationslizenzen in dem Gebiet der Tau Ta'a an multinationale Bergbaukonzerne vergeben werden, denn Bodenschätze sind nach indonesischem Recht Eigentum des Staates, nicht der indigenen Völker.
      Als Teil dieses YMP-Programmes, das seit 2002 von Norwegen unterstützt wird, wurden auch Dorfschulen gegründet, damit die Tau Ta'a lesen, schreiben und rechnen lernen können und ihre Rechte gegenüber den staatlichen Institutionen künftig besser verteidigen können. Die erste Dorfschule (in Mpoa) war derart erfolgreich, dass sie in das staatliche Schulsystem übernommen wurde, weitere sieben Dorfschulen werden von den Tau Ta'a mit Unterstützung von YMP selbst betrieben. Der Schulbesuch ist für Kinder und auch interessierte Erwachsene freiwillig. Aufgrund der halbnomadischen Wirtschaftsweise - um den Boden zu schützen, werden die Felder der Tau Ta'a nur wenige Jahre bewirtschaftet, danach erobert der Regenwald das Land zurück - ist ein streng reglementierter Unterricht ohnehin unmöglich. Die Kinder haben die Möglichkeit, nach jedem Schuljahr komissionelle Prüfungen in der Bezirkshauptstadt Ampana abzulegen, damit die Zeugnisse staatlich anerkannt werden.
      Carol und ich waren vergangenes Jahr mehrere Wochen in den Dörfern und haben dabei auch 5 der Dorfschulen besucht. Ich habe für die Schulen Papier und Malstifte mitgebracht, die teilweise vom kurdischen Kulturverein in Linz gespendet worden waren und in 3 Dörfern mit den Kindern gemalt. In einem weiteren Dorf hat die Lehrerin eine Malstunde gemacht und uns die Bilder anschließend geschickt. Bei dem Besuch in den Schulen stellten wir fest, dass diese nur die aller fundamentalsten Unterrichtsmaterialien hatten. Daher haben wir bei unserer Rückkehr in die Provinzhauptstadt Palu rund 20 Sachbücher für Kinder für die Schulen gekauft. Es stellte sich heraus, dass es noch zahlreiche weitere indonesische Kinder- und Jugendbücher gibt, die für die Dorfschulen und deren Schüler sehr wichtig wären.
      Daher haben wir uns entschlossen, mit den kurdischen Bibliotheken in Österreich ein Unterstützungsprojekt zu starten, bei dem wir Second-hand-Bücher um je 5 Euro pro Exemplar verkaufen und dafür Bücher in Indonesien ankaufen. Dieses Projekt startete am 18. Oktober als Beitrag der Mesopotamia-Bibliothek in Linz zur österreichischen 'Woche der Bibliotheken'.
      Begleitet wird das Projekt von einer Ausstellung von Kinderzeichnungen der Tau Ta'a. Der erste Bücherflohmarkt brachte Einnahmen von 170 Euro, was ausreicht, um rund 80 Kinderbücher in Indonesien zu kaufen.
      Wir erhielten inzwischen auch weitere 65 Bücher gespendet, d.h. der Flohmarkt und die Ausstellung können bei weiteren Anlässen (siehe unteren Terminkalender) für Fundraising zugunsten der Tau Ta'a genutzt werden.

      Eine Initiative von YMP (Yayasan Merah Putih), den kurdischen Bibliotheken in Österreich, Gesellschaft für bedrohte Völker, FEYKOM-OÖ und Schatztruhe Regenwald Club.
      Mit Unterstützung von LinzKULTUR